Ein Kommentar zu Otto H. Urbans Methode der keltischen Archäologie
von Raimund Karl
Im Tagungsband des vierten deutschsprachigen KeltologInnentages stellt Otto H. Urban (2007) seine Gedanken zu einer Methode der keltischen Archäologie und zu einem Modell der Keltengenese zur Diskussion. In diesem Artikel, der viele wertvolle Gedanken enthält, entwickelt Urban ein Ablaufmodell zum methodisch korrekten Vorgehen der keltischen Archäologie. Es soll die Ausgangsbasis für Vergleiche mit den Ergebnissen anderer keltisch-altertumskundlicher bzw. keltologischer Teilwissenschaften bilden und damit eine Verifikation bzw. Falsifikation der mittels archäologischer Methoden gewonnenen Ergebnisse ermöglichen. Dieser Darstellung folgt – wohl als Anwendungsbeispiel für die vorgestellte Methode konzipiert – die Darlegung eines Modells der „keltischen Ethnogenese“ (ebd. 604–7). Gerade weil der Beitrag Urbans viele wertvolle Ansätze aufweist, ist ein Kommentar zu den ebenfalls enthaltenen problematischen Aspekten notwendig.
Jana Esther Fries / Ulrike Rambuscheck / Gisela Schulte-Dornberg (Hrsg.), Science oder Fiction? Geschlechterrollen in archäologischen Lebensbildern. Bericht der 2. Sitzung der AG Geschlechterforschung während des 5. Deutschen Archäologen-Kongresses in Frankfurt (Oder) 2005. Frauen – Forschung – Archäologie 7. Waxmann: Münster u. a. 2007. ISBN 978-3-8309-1749-6. 235 S.
von Nils Müller-Scheeßel
Das zu besprechende Buch entstand aus der zweiten Sitzung der AG Geschlechterforschung, die im Rahmen des 5. Deutschen Archäologen-Kongress in Frankfurt / Oder abgehalten wurde und unter dem Titel »Lebensbilder – Phantombilder« stand. Es enthält zehn Beiträge, von denen zwei für den Band neu hinzugenommen wurden. Jedem Beitrag ist jeweils eine kurze deutsche und englische Zusammenfassung vorangestellt.
Das Buch ist in fünf Abschnitte gegliedert – »Lebensbilder – Science oder Fiction. Eine Einführung«, »Lebensbilder in wissenschaftlichen Publikationen«, »Lebensbilder in populärwissenschaftlichen Darstellungen«, »Lebensbilder in populären Medien« und »Lebensbild einer Archäologin« –, die bis auf den letzten jeweils zwei bis drei Beiträge umfassen. Bis auf den biographischen Beitrag handelt es sich durchweg um Beiträge von Autorinnen.
Europäische Ur- und Frühgeschichte als Fundgrube für religiöse Mythen neugermanischen Heidentums?
von Doreen Mölders und Ralf Hoppadietz
Jedes Jahr zu Pfingsten findet in Leipzig das „europaweit größte Wave-Gothik Treffen“ statt, bei dem 15 000 bis 20 000 „Gothik-Fans“ die über das gesamte Stadtgebiete verteilten Veranstaltungen besuchen. Angelockt werden sie vor allem von den zahlreichen Konzerten verschiedenster Stilrichtungen wie Neo-Folk, Black-Metal, Electronic Body Music (EBM) usw. Des Weiteren gibt es zahlreiche Stände mit entsprechender Kleidung und Accessoires für das oft Detail verliebte Outfit der TeilnehmerInnen, und sogar die großen Einkaufsketten wie Karstadt und Galeria Kaufhof lassen es sich nicht nehmen, ihren Eingangsbereich mit allem, was schwarz ist, zu füllen. Bezeichnend ist zudem das so genannte „heidnische Dorf“, in dem Personen in hemdartigen Wämsern und wollenen Umhängen für die Dauer des Festivals wohnen und mit schweren, selbst gefertigten Hämmern, Doppeläxten und Schwertern „alte“ Handwerks- und Kampftechniken vorführen und so einer breiteren Öffentlichkeit näher bringen wollen.
Prähistorie im Nationalsozialismus: Ein Vergleich der Schriften von Herbert Jankuhn und Hans Reinerth zwischen 1933 und 19391
von Katharina Krall
Betrachtet man die Prähistorie im Nationalsozialismus, ergibt sich trotz umfangreicher Forschertätigkeit in den letzten Jahren immer noch ein sehr unterschiedliches Bild. Deutlich geworden ist jedoch, dass es kaum Widerstand gegen den Nationalsozialismus gegeben hat, dass der Nationalsozialismus von der großen Mehrheit der Prähistoriker sogar begrüßt worden ist. Uta Halle wies in ihrer Habilitationsschrift »›Die Externsteine sind bis auf weiteres germanisch‹. Prähistorische Archäologie im Dritten Reich« (HALLE 2002a; DIES. 2002b) besonders deutlich nach, dass es fast nie Handlungs- oder Interpretationsvorgaben seitens der zuständigen Partei- oder Staatsstellen gab, sondern dass die Eigeninitiative der Prähistoriker eine sehr große Rolle spielte.
Die Arbeitsgemeinschaft „Theorien in der Archäologie” (AG TidA) wurde als Verein im Jahr 2012 gegründet. Sie steht in Tradition der Arbeitsgemeinschaft „Theorie in der Archäologie“ (T-AG). Unsere Mitglieder treten für die nachhaltige Reflexion, Diskussion und Einbindung von Theorien in der deutschsprachigen und internationalen Archäologie ein.
Was sind unsere Ziele?
Die AG TidA möchte die Diskussion um theoretische und methodologische Konzepte in der Archäologie anregen und fördern. Zugleich bildet der Austausch mit anderen Wissenschaften und der Öffentlichkeit einen zentralen Bestandteil der Vereinsarbeit. Wir bringen uns aktiv in den Dialog um Grundsatzfragen der Archäologie ein, in dem wir unsere Mitglieder bei der Organisation von Tagungen und Diskussionsveranstaltungen unterstützen, sowie Publikationen zu den entsprechenden Schwerpunkten fördern und herausgeben.