CFP „From Different Worlds – Interdisziplinäre Kombination und Adaption von Theorien in den Altertumswissenschaften“

Ein gemeinsamer Workshop in der Reihe „Theory in Practice“ der AG Theorien in der Archäologie (TidA) und des Profilbereichs „40,000 Years of Human Challenges“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz vom 31.01.2025–01.02.2025


Die altertumswissenschaftlichen Fächer nutzen für ihre Analysen häufig Theorien und Methoden anderer wissenschaftlicher Disziplinen, seien es die Kognitionswissenschaften, Psychologie, Linguistik, Soziologie, Kunstgeschichte und viele mehr. Oftmals werden diese Theorien eklektizistisch ausgewählt, unverändert angewandt oder nur geringfügig adaptiert. Besonders spannend wird es aber, wenn die Altertumswissenschaften Theorien und Methoden anderer Disziplinen entlehnen, kombinieren, übersetzen oder in anderem Kontext neu entworfen werden. Durch die innovative Kraft der Altertumswissenschaften können so Forschungsbereiche weiterentwickelt und neu gedacht werden. Hierzu bietet die Erforschung der Vormoderne ein ideales Feld, das einerseits eine longue-durée-Perspektive bietet, aber auch synchrone und diachrone vergleichende Betrachtungen ermöglicht.

Der Workshop möchte ausloten, wie, warum und in welchen Bereichen altertumswissenschaftliche Fächer theoretische Grundlagen neu definieren, vorhandene Theorien und Ansätze adaptieren oder kombinieren, die zuvor noch nicht zusammen gedacht wurden. Ansprechen möchten wir Wissenschaftler*innen, die in ihren Forschungen methodische oder theoretische Überlegungen anderer Forschungsbereiche adaptieren, weiterentwickeln oder neu zusammenfügen möchten. Im Fokus steht das Spannungsfeld zwischen dem innovativen Potential der Altertumswissenschaften und der Operationalisierbarkeit von theoretischen Ansätzen.

Der Workshop ist an ein Barcamp-Format angelehnt: Am ersten Workshop-Tag führt eine Keynote-Lecture in die Thematik ein. Danach besteht die Gelegenheit, in 20-minütigen Vorträgen die eigene Herangehensweise, best-practice-Beispiele sowie Herausforderungen in der theoriegeleiteten Forschung zu präsentieren und mit dem Plenum zu diskutieren. Am zweiten Workshop-Tag bestimmen die Teilnehmer*innen selbst, zu welchen Aspekten vertiefender Input und Austausch gewünscht wird – in Kleingruppen werden dann konkrete Ansätze diskutiert, weiterentwickelt und „erprobt“. Am Nachmittag des zweiten Tages führen die Teilnehmer*innen ihre Ergebnisse wieder zusammen.

Wir möchten Altertumswissenschaftler*innen aller Disziplinen einladen, sich am Workshop zu beteiligen. Bitte senden Sie uns einen Titel und ein Abstract (max. 1000 Zeichen) Ihres geplanten Vortrags bis zum 30. Juni 2024 an differentworlds[at]uni-mainz.de. Wir informieren zeitnah nach der Deadline über die Annahme der Einreichungen. Vorträge sind auf deutsch oder englisch möglich. Wir ermuntern dezidiert junge Wissenschaftler*innen (praedoc/postdoc) sich mit einem Beitrag zu bewerben.

Wir bitten auch um eine Anmeldung für eine Teilnahme ohne Vortrag. Senden Sie uns hierzu bitte eine E-Mail an differentworlds[at]uni-mainz.de.

Anteilig können Reise- und Übernachtungskosten in begründeten Fällen beantragt werden. Wir bitten diesen Bedarf möglichst bereits zusammen mit dem Abstract anzugeben.

Ort: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fakultätssaal im 7. Stock der Naturwissenschaftlichen Fakultät, Johann-Joachim-Becher-Weg 21 (Campusgelände), 55128 Mainz
Datum: 31.01.–01.02.2025
Organisation:
Dr. Monika Zöller-Engelhardt (IAW | Ägyptologie, JGU Mainz)
Dr. Sarah Scoppie (LAD Regierungspräsidium Stuttgart)
Dr. Stefan Schreiber (Theoretische Archäologie, LEIZA, Mainz)
Tina Beck, M.A. (Ägyptologie, FU Berlin)


Download des CfP als pdf

Reflexionen über die Bildung von Kategorien in der Archäologie: Ein Rückblick auf die gemeinsame Session der AG TidA und AG Geschlechterforschung 2022

Ein Gastbeitrag von Jana Esther Fries, Hanna Jegge & Sophie-Marie Rotermund

Im Zeitraum vom 5. bis 6. April 2022 führten Jana Esther Fries, Hanna Jegge (AG Geschlechterforschung) und Sophie-Marie Rotermund (AG TidA) erfolgreich die gemeinsame Online-Tagung: „Kategorienbildung und dann? Komplexität, Widersprüchlichkeit und Vielfalt archäologisch begreifen“ durch. Ziel der Tagung war es, die theoretischen Grundlagen und Ergebnisse der deutschsprachigen Archäologie im Kontext von Geschlechterfragen zu beleuchten sowie einen breiteren Blick auf die Bildung von Kategorien in der Archäologie insgesamt zu werfen. Die Input-Vorträge und Diskussionen während der Veranstaltung konzentrierten sich auf zentrale Fragen, darunter die Rolle von (starren) Kategorien in der Archäologie, die Formierung von Kategorien in der Geschlechterforschung und die Möglichkeit, in der Archäologie ohne Kategorien zu forschen. Die Tagung bot nicht nur informative Vorträge und Diskussionen, sondern integrierte auch Arbeitsgruppen im bewährten World Café-Format.

Dabei wurden Fragen aufgeworfen, die während der gesamten Tagung weiterverhandelt wurden: Wie werden Kategorien (auch in der Archäologie) gebildet, genutzt und gedacht? Wie tief zieht sich binäres Kategorisieren durch das Fach? Ab welchem Punkt werden Kategorien problematisch und ggf. hinderlich? Welche methodischen Mittel stehen uns zur Verfügung, um mit den vermeintlichen Widersprüchlichkeiten, der Komplexität und eventuellen Vielfalt von Geschlechtern in archäologischer Auseinandersetzung umzugehen? Können wir ohne Kategorien forschen?

Die Auseinandersetzung mit der Bildung von Kategorien erstreckte sich über drei Themenblöcke:

Im ersten Block wurde die Nützlichkeit und Unvermeidbarkeit von Kategorien erörtert. Hierbei wurde betont, dass sorgfältig gewählte Kategorien das Potenzial haben, neue Erkenntnisse zu generieren, während unüberlegte oder rigide Kategorien den wissenschaftlichen Fortschritt behindern können. Archäologische Forschung ganz ohne Kategorien erschien uns schon rein aufgrund der behandelten Datenmengen schwierig.

Der zweite Block widmete sich der Frage, wie Kategorien das Denken einschränken können. Es wurde hervorgehoben, dass die Bildung von Kategorien einen bedeutenden Machtfaktor darstellt und die Grenzen von Kategorien in der Archäologie flexibler gestaltet werden müssen.

Im dritten Block stand die Suche nach einem verbesserten Umgang mit Kategorien im Fokus. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten verschiedene Lösungsansätze, darunter eine kontinuierliche Evaluation und Weiterentwicklung bestehender Kategorien, eine verstärkte Betonung der Beziehungen zwischen den Kategorien und die Vermeidung von binären Denkmustern.

Die Resonanz auf die Tagung war äußerst positiv, und sie wurde als weitaus hilfreicher als herkömmliche Vortragsveranstaltungen wahrgenommen. Teilgenommen haben 35 Personen. Besonders wurde betont, dass die Arbeit an Kategorien eine fortlaufende und unabdingbare Aufgabe ist. Das Interesse der Teilnehmenden an einer Ausweitung der Diskussion über die Bildung von Kategorien auf andere Themenfelder signalisiert einen anhaltenden Bedarf an einem umfassenden Austausch zu diesem komplexen Thema.

Literatur:
JANA ESTHER FRIES, HANNA JEGGE und SOPHIE-MARIE ROTERMUND, Kategorienbildung und dann? Komplexität, Widersprüchlichkeit und Vielfalt archäologisch begreifen, Blickpunkt Archäologie 2/2023, 143–150.

Weitere Informationen wie Programm und Abstracts der Tagung sind hier zu finden.

„Theorie | Archäologie | Reflexion 1: Kontroversen und Ansätze im deutschsprachigen Diskurs“ – jetzt online

Teilband 1 des Sammelbandes „Theorie | Archäologie | Reflexion: Kontroversen und Ansätze im deutschsprachigen Diskurs“ wurde am 18.10.23 veröffentlicht und ist ab sofort open access verfügbar unter: https://doi.org/10.11588/propylaeum.1092.

Das Buch ist auch als Print-On-Demand erhältlich und kann unter der Adresse book-orders@ub.uni-heidelberg.de erworben werden.

Es ist zugleich der erste Band der neu gegründeten TidA-Reihe „Theoriedenken in der Archäologie“: https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/series/tida.

Den Herausgebern, Autor*innen und allen, die am Entstehen des Bandes und der Reihe mitgewirkt haben, herzlichen Glückwunsch und ein großes Dankeschön.

Frohes Lesen und viele Anregungen.

Programm „MATERIELLE PERSPEKTIVEN ZU ALTER & ALTERN IN DER ARCHÄOLOGIE“

Generiert mittels des Sektionstitels durch die KI Craiyon

Programm der Sektion der AG TidA auf der Verbandstagung des WSVA/MOVA/NWVA in Tübingen am 25.9.2023 (download als pdf), organisiert durch Stefan Schreiber, Martin Renger und Tina Beck

Materielle Perspektiven zu Alter & Altern in der Archäologie. Soziale & somatische Beziehungen zwischen Menschen & Dingen


Montag 25.9.2023, Uni Tübingen, Neue Aula, Raum 05

09:30–10:00 • Martin Renger, Tina Beck & Stefan Schreiber • Materielle Perspektiven zu Alter & Altern in der Archäologie. Eine Einführung

10:00–10:20 • Stefan Scheiber • Zusammen-Alt-Werden. Ontologische Überlegungen zu materiellen Biopolitiken des Alterns

10:20–10:30 • Diskussion

10:30–11:00Kaffeepause

11:00–11:20 • Brigitte Röder • Ein Forschungsfeld in Kinderschuhen: ältere Menschen in der Urgeschichte

11:20–11:30 • Diskussion

11:30–11:50 • Eva Stauch • Alt werden im Frühmittelalter

11:50–12:00 • Diskussion

12:00–12:20 • Karina Iwe • Vorstellungen zu Alter & Altern in der bei den skythenzeitlichen Reiternomaden – lässt sich hierzu überhaupt eine zuverlässige Aussage treffen?

12:20–12:30 • Diskussion

12:30–14:00Mittagspause

14:00–14:20 • Philipp Tollkühn • Alter als Thema in der musealen Bildung und Vermittlung

14:20–14:30 • Diskussion

14:30–15:30 • Tina Beck & Martin Renger • Spotlights und Debatten

15:30–16:00 • Kaffeepause

16:00–17:30 • Mitgliederversammlung der AG TidA


Abstracts

Zusammen-Alt-Werden. Ontologische Überlegungen zu materiellen Biopolitiken des Alterns
Stefan Scheiber

Alt werden ist nicht nur ein biologischer Vorgang, sondern durchzieht auch soziale, politische und kulturelle Bereiche des Lebens. In meinem Vortrag möchte ich all diese Bereiche verbinden und sie als Biopolitiken des Alterns verstehen. Zur Untersuchung solcher (antiken) Biopolitiken stelle ich einige ontologische Überlegungen in den Mittelpunkt. In Anlehnung an die Konzepte des ‚Anders-Werdens‘ bei Gilles Deleuze und Rosi Braidotti, sowie des ‚Gemeinsamen Werdens‘ bei Donna Haraway versuche ich, Altwerden als ‚Zusammen-Alt-Werden‘, als einen nichtlinearen Prozess aus multiplen Brüchen, Verflechtungen, Relationierungen und Materialisierungen zu konzeptualisieren. Dieser wird durch die jeweiligen zu historisierenden materiellen Biopolitiken gesteuert, mit denen über das eigene und fremde Leben, dessen Regulierung, Verbesserung, aber auch Kontrolle, Optimierung und Ausbeutung entschieden wird. Dabei umfassen Biopolitiken einerseits Mikropolitiken sozialer Praktiken, die zwischen einer Vielzahl von Akteuren performativ reproduziert werden. Andererseits werden sie auch durch die Makropolitik gesellschaftlicher Praktiken der Subjektivierung reproduziert. Es gilt daher, für eine Konzeption des ‚Zusammen-Alt-Werdens‘ den Blick auf eben jene Biopolitiken zu werfen, da durch sie erst gemeinsame Erfahrungen des erlebten Miteinander des Altwerdens möglich werden.

Ein Forschungsfeld in Kinderschuhen: ältere Menschen in der Urgeschichte
Brigitte Röder

‚Alter‘ und ‚Altern‘ sind keine biologischen Tatsachen, sondern werden stets kulturell gedeutet. Deshalb beginnt prähistorische Altersforschung hier und heute – und zwar mit einer Reflexion der lokalen und historischen Situierung dieser Konzepte und ihrem potentiellen Einfluss auf die archäologische Forschung. Diese Klärung ist umso wichtiger, als die rund 3 Millionen Jahre lange Urgeschichte mündliche Gesellschaften betrifft, die keine schriftlichen Selbstzeugnisse hinterlassen haben. Andernfalls besteht die Gefahr, Wissenslücken mit heutigen Erfahrungen, Altersbildern und -stereotypen zu füllen.

Den unmittelbarsten Zugang zu individuellen und kollektiven Lebensverhältnissen älterer Menschen in der Urgeschichte erlauben sterbliche Überreste, die von der Prähistorischen Anthropologie im Hinblick auf Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand u.v.a.m. analysiert werden. Aufgrund methodischer Probleme bei der osteologischen Altersschätzung wurden das maximal erreichbare Lebensalter, die mittlere Lebenserwartung und der Anteil älterer Menschen bislang deutlich unterschätzt. Dank verbesserter methodischer Ansätze und neuer paläodemographischer Studien werden diese Fehleinschätzungen nun korrigiert.

Zwar liegen erst wenige Fallstudien vor, doch es zeichnet sich bereits ab, dass auch für die Urgeschichte mit vielfältigen Formen des ‚Älterwerdens‘ und des ‚Altseins‘ zu rechnen ist. Ausserdem verändert Altersforschung den Blick auf prähistorische Gemeinschaften. In der Folge entstehen neue Forschungsfragen – z. B. nach der Bedeutung älterer Menschen in mündlichen Gesellschaften für die Tradierung von kulturellem Wissen, im Hinblick auf ihre Rolle bei der Organisation des Lebensalltags sowie nach Sorgepraktiken und dem Generationenverhältnis. Auch wenn aufgrund der fragmentarischen Quellenlage manche Fragen nicht (restlos) beantwortet werden können, sind sie dennoch produktiv, weil sie ein komplexeres und damit auch realistischeres Bild von urgeschichtlichen Gemeinschaften generieren und zugleich eine Reflexion über ‚Alter(n) hier und heute‘ anregen.

Alt werden im Frühmittelalter
Eva Stauch

Individualität kann sich nur abzeichnen vor dem Hintergrund von Normen – also vor den in einer Gesellschaft üblichen Erwartungen und Verhaltensweisen. Der Vortrag unternimmt den Versuch, sich auf der Basis archäologischer Quellen an die im merowingerzeitlichen Süddeutschland geltenden Normen heranzutasten. Dabei stehen Normen des äußeren Erscheinungsbildes und Rollenerwartungen quellenbedingt im Vordergrund. Die Analyse von 1700 Erwachsenenbestattungen macht deutlich, in welchem Maß äußere Erscheinung und Rollenattribute an Geschlecht und Lebensalter der Bestatteten gebunden sind und eröffnet damit einen Blick auch auf die spezifische Situation alter Menschen. Die Studie offenbart das in der gemeinsamen Analyse archäologischer und anthropologischer Daten liegende Potential für sozial- und mentalitätsgeschichtliche Fragestellungen und eröffnet den Weg in eine archäologische Lebenslaufforschung.

Vorstellungen zu Alter & Altern in der bei den skythenzeitlichen Reiternomaden – lässt sich hierzu überhaupt eine zuverlässige Aussage treffen?
Karina Iwe

Eine Auseinandersetzung mit skythenzeitlichen Reiternomaden im eurasischen Steppengürtel, und insbesondere mit der Pazyryk-Kultur, offenbart eine große materielle Bandbreite. Die organische Erhaltung in den Gräbern Südsibiriens beeindruckt sehr, doch fällt es schwer, trotz dieser bemerkenswerten Nachweise Rückschlüsse zu Konzepten und Vorstellungen von Altern und Alter bei den nomadisch geprägten Verbänden zu ziehen. Hier gilt es zu prüfen, welche Indizien Hinweise geben könnten.

Ein weiterer Aspekt zum Thema Alter & Altern sind Visualisierungen, die in Museen oder auch Publikationen präsentiert werden. Es sind im Bereich der Reiternomaden v.a. kraftstrotzende Darstellungen von Kriegern zu Pferden oder auch Männer der Elite mit ihrer reich bestückten Kleidung. Die Zeichnung des Mannes aus Aržan 2 (Tuva) soll näher vorgestellt werden. Eine mikroskopische Untersuchung seiner Knochen ergab Veränderungen, die typisch für Prostatakrebs sind. Und trotzdem zeigt die Visualisierung den Mann in einer Weise, die keine Rückschlüsse auf das Leiden bzw. die Gebrechlichkeit zulässt. In diesem Abschnitt soll der Frage nachgegangen werden, ob das Altern und damit einhergehende körperliche Einschränkungen Eingang in Visualisierungen finden. Der Beitrag dient der Annäherung an das Thema Alter & Altern.

Alter als Thema in der musealen Bildung und Vermittlung
Philipp Tollkühn

Ein vollbärtiger Mann mit gräulichem langen Haar trägt eine Hirschgeweihmaske auf dem Kopf; ein ebenfalls vollbärtiger, grauhaariger Mann mit tiefen Falten im Gesicht formt eine Frauenstatuette – Museale Rekonstruktionen erzeugen und verfestigen Vorstellungen über die Vergangenheit bei Besucher*innen. Gleichzeitig sind sie auch Ausdruck dessen, wie sich Kurator*innen die Vergangenheit vorstellen. Im Haus Bastian – Zentrum für kulturelle Bildung der Staatlichen Museen zu Berlin wird ein anderes Konzept verfolgt. Das eigens konzipierten Überthema (Verstärkerthema) mit dem Titel „Was bist Du, Alter?“ im Jahr 2020 bot Besucher*innen Impulse und Fragen zum Thema Alter an, die diese dann mit künstlerischen Methoden eigenkreativ bearbeiten konnten. Es entstanden individuelle Reflexions- und Erkenntnisgewinne, die wiederum das Potential besitzen, wertvolle Impulse für die wissenschaftliche Betrachtung des Materials zu liefern. Im Vortrag wird das Konzept des Verstärkerthemas und der künstlerisch-praktischen Vermittlungsmethoden vorgestellt sowie die Ergebnisse und deren mögliche Nutzbarkeit in der Archäologie diskutiert.

CfP „Materielle Perspektiven zu Alter & Altern in der Archäologie“

Call for Papers zur Sitzung der AG Theorien in der Archäologie (TidA) auf der Tagung des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung (WSVA) und des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung (MOVA) vom 25.–28. September 2023 in Tübingen zum Thema:

„Materielle Perspektiven zu Alter & Altern in der Archäologie. Soziale & somatische Beziehungen zwischen Menschen & Dingen“

[Download des CfP]

Altern und Altwerden können als grundlegende Herausforderungen der Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft verstanden werden. Während das Thema Kindheit in der aktuellen archäologischen Forschung mittlerweile präsent erscheint, werden Fragen zu anderen Lebensphasen, insbesondere des Alters, Altwerdens sowie -seins und -bleibens immer noch sehr selten thematisiert. Trotz bioarchäologischer, anthropologischer und sozialarchäologischer Fundierungen der Archäologie fehlen speziell theoretische Ansätze zu diesem Themengebiet.

Unsere Sektion widmet sich daher theoretischen Aspekten des Alters und Alterns, ohne dabei ausschließlich auf Alter als biologische oder soziale Kategorie abzuzielen. Wir wollen gängige vereinfachende Stereotype wie Alter = Weisheit, = Gebrechlichkeit, = Macht, = Prestige/Wert usw. aufbrechen. Stattdessen möchten wir sowohl die Trennung als auch die Kategorisierung von biologischen oder natürlichen und sozialen oder kulturellen Prozessen grundsätzlich in Frage stellen. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass sich Materie, Körper und Praktiken in einem ständigen Prozess verflechten und transformieren. Daher verstehen wir Älterwerden und Altwerden als vielschichtige Veränderungen des Lebens, die nur in wechselseitigen und vernetzten sozialen, psychischen und somatischen Beziehungen zwischen Menschen und Dingen wirksam werden. Diese können z. B. die Tabuisierung oder Betonung des Altwerdens, die Ausprägung und Institutionalisierung von Sorgebeziehungen oder die Etablierung von Übergangsriten umfassen. Wir möchten mit dieser Sektion Ansätze beleuchten, um dieses Themenfeld zu erforschen. Ziel ist es, Alter und Altern zu konzeptualisieren und zu historisieren.

Dazu möchten wir einladen, theoretische und fallbeispielbezogene Beiträge einzureichen und beizusteuern. Anknüpfungspunkte können z. B. sein:

Ansätze zur Nichtlinearität des Alterns
֎ Fragen zur Materialität des Alters und Alterns
֎ Archäologische Perspektiven auf Kindheit und Elternschaft in Bezug auf das Altern
֎ Fragen zu materiell-diskursiven Praktiken des Altwerdens
֎ Biografisch-materielle /Life-Course-Ansätze
֎ Fragen zu Übergängen, Brüchen und Transformationen von Lebenswegen
֎ Methodologische Annäherung an Erfahrungen des Alt- und Älterwerdens
֎ Materielle und körperliche Konstellationen, die den Prozess des Alterns konfigurieren
֎ Fragen zu Geschlechtern und Diversity in Bezug zum Älterwerden

Wir würden diese Debatte gerne gemeinsam führen und freuen uns über deutsch- oder englischsprachige Beiträge. Wir laden Wissenschaftler*innen ein, die sich auf verschiedenen Ebenen mit Alter und Altern beschäftigen. Besonders willkommen sind auch Beiträge von Jungwissenschaftler*innen. An die Vorträge von 20 Minuten Länge soll jeweils eine 10-minütige Diskussion anschließen. Unsere Session findet eintägig auf der WSVA-Tagung in Tübingen (25.–28.9.2023) statt. Der genaue Sitzungstag wird noch bekanntgegeben.


Bei Interesse bitten wir bis zum 31.05.2023 um einen Abstract mit Vortragstitel (ca. 250 Wörter) und Kurzbiographie an: tuebingen[at]agtida.de. Die Tagungsanmeldung und Entrichtung der Tagungsgebühr erfolgt eigenverantwortlich. Eine Aufwandsentschädigung zur anteiligen Deckung von Reise-, Tagungs- und Übernachtungskosten kann in begründeten Fällen auf vorher genehmigten Antrag gezahlt werden. Wir bitten diesen möglichst bereits zusammen mit dem Abstract einzureichen.


Wir freuen uns auf spannende Beiträge!
Organisation: Stefan Schreiber, Martin Renger, Tina Beck

Der Marburger Theorie-Lesezirkel ist zurück

Der Marburger Theorie-Lesezirkel wird vom Marburg Center Antike Welt veranstaltet und durch Sabine Neumann organisiert. Er soll dazu dienen, gemeinsam Theorietexte zu diskutieren und uns untereinander über die Fächergrenzen hinweg noch mehr zu vernetzen. Eingeladen sind alle Interessierten von Studierenden über Angehörige des Mittelbaus bis zur Professor*innenschaft. Geplant sind Treffen immer am ersten Mittwoch des Monats vor der Ringvorlesung, die im Anschluss gemeinsam besucht werden kann.

Das erste Treffen am 07.12.2022 von 16 bis 18 Uhr findet in Präsenz im CNMS, Deutschhausstraße 12, Raum 00A27 statt. Es beschäftigt sich mit Theorien zu Affekten, ein Thema, welches zahlreiche Anknüpfungspunkte zu den Themen des MCAW wie Emotionen, Atmosphären, religiöses Empfinden, etc. bietet. Affektivität wird nicht im fühlenden Individuum verortet, sondern bildet sich als ein interpersonaler Prozess innerhalb sozialer Räume heraus. Somit nimmt es eine Art Zwischenstellung ein zwischen subjektiven Emotionen und räumlichen Atmosphären.

Als externer Gast ist Stefan Schreiber vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum – Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie geladen, der eine Einführung in das Thema geben und die Diskussion moderieren wird.

Zur Vorbereitung lesen wir einen Artikel von Jan Slaby, Rainer Mühlhoff und Philipp Wüschner: „Affektive Relationalität. Umrisse eines philosophischen Forschungsprogramms“, welcher sich Affekten aus einer philosophischen Perspektive nähert und Affektivität als grundlegende Triebkraft menschlichen Zusammenlebens versteht.

Bei Interesse senden Sie bitte eine knappe Email an sabine.neumann[at]uni-marburg.de.

CfP Workshop „Doing Gender in Practices of Doing History“, 2./3. März 2022, Leipzig

Doing Gender in Practices of Doing History: Engendered Performances of the Past

Since practices of doing history and doing gender are inextricably linked, the workshop aims to explore this nexus in more detail. How are notions of history and gender being co-produced in practices of doing history? How do perceptions of history and gender reinforce or challenge each other in action? 
And what kind of history performances can create situations in which gender is “undone” rendered neutral and irrelative, or in which expectations of binarity are subversively undermined?

Deadline: 15.12.2022!!!

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Workshop «Konstruktiv, kritisch, kontrovers – Archäologische Denkwerkzeuge in aktuellen Diskussionen»

Swiss TAG und AG TidA laden ein zum World Café am  21.10.2022 über Zoom

[Programm zum downloaden]

[CfP zum downloaden]

Die Theoriediskussionen in den Archäologien wurden nicht nur disziplinär, sondern in der Schweiz und Deutschland trotz thematischer Berührungspunkte bislang auch weitgehend unabhängig voneinander geführt. Für diesen Oktober planen wir daher ein gemeinsames digitales Event, in dem wir die Theoriediskussionen der Archäologien zusammenführen möchten. Zu dieser offenen Diskussionsrunde mit dem Titel «Konstruktiv, kritisch, kontrovers – Archäologische Denkwerkzeuge in aktuellen Diskussionen» laden die Swiss TAG und die AG TidA nun ganz herzlich ein.

Für die offene Diskussionsrunde wird das Format des World Cafés gewählt, welches sich in der Vergangenheit im Rahmen der Workshops der AG TidA bereits erfolgreich etabliert hat. Dieses bietet Theorieinteressierten, unabhängig vom akademischen Level, einen lockeren Rahmen, um aktuelle Theoriediskussionen der Archäologien aufzugreifen und diese unter neuen Aspekten zu betrachten. Dieses Format fördert über den partizipatorischen und explorativen Zugang die Diversität unseres Denkens, unserer Begriffe und unserer Konzepte und bietet eine Diskussionsplattform, die die Vernetzung der AG TidA und der Swiss TAG vorantreibt.

Unter dem Titel «Konstruktiv, kritisch, kontrovers – Archäologische Denkwerkzeuge in aktuellen Diskussionen» stehen in diesem World Café die Themen «Verflechtung und Vernetzung», «Handlung», «Digitalität», «Gender» und «Atmosphären» im Vordergrund der Diskussionen. Zusätzlich laden wir die Teilnehmer*innen dazu ein, eigene Themen auf den Tisch zu bringen.

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Online-Tagung „KATEGORIENBILDUNG UND DANN? KOMPLEXITÄT, WIDERSPRÜCHLICHKEIT UND VIELFALT ARCHÄOLOGISCH BEGREIFEN“

Gemeinsam mit der AG Geschlechterforschung wird die AG Tida am 5.–6.4.2022 zu „Kategorienbildung und dann? Komplexität, Widersprüchlichkeit und Vielfalt archäologisch begreifen“  digital via ZOOM tagen. Nach Verschiebungen der Altertumsverbandstagungen aufgrund von Corona hat sich die Tagungsorganisation entschieden, eine unabhängige Online-Tagung durchzuführen. Bis zum 31.3.2022 wird dafür um Rückmeldung der Teilnahme unter Kategorienbildung2022@gmx.net gebeten. Die Teilnahme ist kostenlos. Organisiert wird die Tagung von Hanna Jegge, Jana Esther Fries und Sophie-Marie Rotermund.

Den Flyer mit dem Einladungstext findet Ihr hier:

Die Abstracts könnt ihr im Abstract-Heft einsehen und herunterladen:

Arbeitsgemeinschaft Theorien in der Archäologie